Evessen wird erstmalig urkundlich 965 n. Chr. als Curtis Hebesheim im Gau Derlingau erwähnt, die Angaben in der Urkunde lassen aber auf Ereignisse von vor 942 schliessen. Lange wurde über die genaue Lage der Curtis Hebesheim gerätselt, erst 1955 wurden Grabungen auf dem Kurlandschen Hofe nördlich der heutigen Kirche durchgeführt, die mit gewisser Wahrscheinlichkeit die Lage der Curtis Hebesheim ergeben haben. Die Curtis Hebesheim diente vermutlich der Brunkelburg als vorgelagerter Stützpunkt um die Wege speziell von Hildesheim, Wolfenbüttel über Schöningen nach Magdeburg zu kontrollieren.
Allerdings kann von einer weit früheren Besiedelung ausgegangen werden, es wurden Reste von germanischen Siedlungen gefunden, die auf mehrere Hundert Jahre vor Chr. datiert werden. Das sogenannte Evesser Hoch, heute als Tumulus bekannt, dürfte ebenfalls deutlich älter sein. Über den genauen Inhalt des Tumulus gibt es keine Erkenntnisse, man vermutet ein Fürstengrab oder eine immer wieder erhöhte Grabstätte. Der Tumulus wurde bis heute nicht geöffnet, auch um die vermutlich mehr als 800 Jahre alte Linde, die sich auf der Spitze des Tumulus befindet und somit das 'Wahrzeichen/Wappen' von Evessen ist, nicht zu schädigen.
In alten Unterlagen ist es recht mühsam, die dort erwähnten Höfe, Personen und Gebäude zuzuordnen, dieses änderte sich ab Juli 1754, als die Braunschweigische Brandversicherungsanstalt ihre Arbeit aufnahm, die nach einem Großbrand in Schöppenstedt wo ca. 100 Gebäude niederbrannten, durch Karl I. ins Leben gerufen wurden. In den darauffolgenden Jahren wurden die Ortschaften erfasst und die Gebäude/Höfe bekamen die sogenannte Ass-Nr. (Assekuranznummer). Diese Nummern blieben teilweise bis zur großen Gebietsreform 1974 die postalische Anschrift der Bewohner. Mit dieser Ass-Nr. lassen sich viele Zusammenhänge klären.
In Evessen wurde im 13. Jahrhundert eine Landvogtei eingerichtet, eine Vogtei ist der Bereich eines Vogtes, der als Vertreter des aktuellen Herrschers den ihm zugewiesenen Bereich regierte und richtete. Er hatte die Abgaben zu verwalten. Der Vogt hatte den Vorsitz im jeweiligen Landgericht, ausserdem hatte er die Landesverteidigung bereitzustellen und zu leiten. Die Vogtei Evessen bestand um 1800 aus dem Klosterhof, drei Schriftsassenhöfen, dem Schäfereihof, neun Kirchen, fünf Pfarren, sieben Pfarrwitwenhäusern, sieben Opfereien und Schulen, 20 Ackerhöfen, 41 Halbspännerhöfen, 103 Kothöfen, 20 Brinksitzerstellen, einer Papiermühle, zwei Wassermühlen und einer Öl- und Walkmühle. Das Gericht Evessen bestand bis zur Auflösung und Zuordnung zum Gericht Schöppenstedt im Jahre 1807.
Die romanische Wehrkirche St. Johannis Baptista wurde vermutlich zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert gebaut. Kleinere Veränderungen wurden immer wieder an der Kirche vorgenommen (1200: Aufstockung des Turmes, 1300: Einwölbung des Chores, 1500: Beseitigung der romanischen Apsis und Anbau des Chores, 1700: Erneuerung der Fenster). Ihr heutiges Bild wurde wesentlich durch die Umbauten von 1794 bis 1834 und 1974/75 geprägt. Nachdem 1627 die Glocke als Kriegsbeute zerschlagen und entwendet wurde, dauerte es bis 1651, bis sich die Evessener eine neue Glocke zulegen und sämtliche Schäden am Dach behoben werden konnten, diese Glocke hängt heute noch im Turm der Kirche. Bekanntester Pfarrer ist Johann Friedrich Falke (1725 bis 1753), er hat seine Erkenntnisse in zahlreichen Schriften veröffentlicht, diese finden auch heute noch immer wieder den Weg in die Aktualität.
Evessen ist vermutlich als Knotenpunkt verschiedener wichtiger Verkehrswege entstanden, 1902 kam die Schienenstrecke der BSE (Braunschweig-Schöninger-Eisenbahn) hinzu. Auf dieser Strecke wurden neben dem Personenverkehr hauptsächlich Salz, Rüben, landwirtschaftliche Erzeugnisse und Kohlen transportiert. Nach dem die Strecke unwirtschaftlich geworden war, wurde sie nach der Stilllegung 1971 weitestgehend zurückgebaut, einige Wege und Geländeerhöhungen gerade in der Gemarkung Evessen lassen den ehemaligen Streckenverlauf aber noch gut erkennen. Der Bahnhof zwischen Evessen und Gilzum ist heute noch vorhanden und in Privatbesitz.
Anfang der 60er Jahre wurde oberhalb des alten Dorfes von Evessen die Obstbausiedlung erbaut. Hier bekamen im Krieg Vertriebene die Möglichkeit auf einem kleinem Stück Land Obst- und Gemüseanbau zu betreiben. Die Anzahl der Betreibe ist zwar zurückgegangen, dafür sind die heute gebliebenen Betriebe gewachsen und bieten ein umfangreiches Spektrum an Obst und Früchten an.